MARTIN KOLBE & RALF ILLENBERGER

Martin Kolbe und Ralf Illenberger galten in der 70er und 80er Jahren als das Traumpaar der bundesdeutschen Akustik-Gitarrenszene. Das Etikett „Bestes deutsches Gitarrenduo“ wurde ihnen schon im ersten Jahr ihrer Zusammenarbeit angeheftet und blieb bis zum Ende des Duos 1987 an ihnen hängen – auch wenn sie diese Bezeichnung immer abgelehnt haben. „Superlative wie ‚der Beste’, ‚die Schnellste’ oder ‚der Stärkste’ kann man vielleicht im Sport verwenden. In der Kunst haben sie nichts verloren,“ sagten sie in einem Interview.


Dennoch: Dass ihre Musik einzigartig war und bis heute geblieben ist, können sie nicht abstreiten; weder vor noch nach ihnen gab es einen vergleichbaren Sound oder eine ähnliche Herangehensweise an das Konzept „Gitarrenduo“. Wenn zwei Gitarristen zusammen musizieren, gibt es meistens die Einteilung Solist/Begleiter, gerne auch mit abwechselnd verteilten Rollen. Und dabei – man frage nicht, wieso es gerade bei diesem Instrument so ist - läuft es oft auf das sportliche „Schneller – Höher – Weiter“ hinaus, bei dem einer den anderen zu übertrumpfen versucht. Nicht so bei Kolbe und Illenberger. „Unser Ziel war es immer, mit zwei Gitarren einen möglichst orchestralen Klang zu erzeugen. Wer da was spielte, war eher nebensächlich.“


Im Studio schichteten sie teilweise viele Gitarrenspuren übereinander und machten überhaupt von allem Gebrauch, was die Studiotechnik jener Tage bieten konnte. Sei es, einzelne Melodielinien durch die rotierenden Lautsprecher eines Leslie-Kabinetts zu jagen, manche Spuren mit halber oder doppelter Geschwindigkeit aufzunehmen oder Rückwärtsklänge zu verwenden – die beiden gingen mit einer unüberhörbaren Spiel- und Experimentierfreude ans Werk, benutzten die einzelnen Effekte aber nie um des Effekts willen, sondern setzten sie stets so ein, dass sie dem Arrangement und der Komposition dienten. Dabei blieben sie erstaunlich stil- und geschmackssicher. Apropos Stil: Wie soll man diese Musik bezeichnen, zu welchem Genre gehört sie? „Diese Frage begleitete uns von Anfang an und wir wussten nie eine Antwort darauf. Es ist weder Jazz noch Folk, weder Rock noch Klassik, obwohl von allem etwas drin ist. Irgendwann sagten wir nur noch: Es ist einfach Musik.“


Die von der Kritik hoch gelobten Aufnahmen der beiden waren lange vergriffen, obwohl es bis heute eine treue Fangemeinde gibt. Umso schöner ist es, dass nach ein paar eher lieblosen Kompilationen mit „Essentials“ nun eine Doppel-CD vorliegt, die von den Musikern selbst zusammengestellt wurde. Die Titel haben sie sorgfältig ausgesucht und neu gemastert. Auch wenn nicht das gesamte Werk des Duos abgebildet ist, sind es doch die Aufnahmen, die von ihnen als die Wichtigsten angesehen werden. „Die Auswahl fiel uns nicht ganz leicht, denn wir stehen immer noch hinter jedem Ton, den wir seinerzeit veröffentlicht hatten und jede unserer Kompositionen hat eine ganz besondere Bedeutung für uns. Zum Glück mussten wir nicht auf vieles verzichten, denn die lange Spielzeit von zwei CDs erlaubt es, fast unsere gesamte gemeinsame Studioarbeit zu dokumentieren.“ Das Wesentlichste eben, wie der Titel schon sagt - und sogar ein wenig mehr: Der Bonustrack „Mittags im Hotel“ ist eine bisher unveröffentlichte Aufnahme aus den Sessions zum zweiten Album „Colouring the Leaves“.

Ausführliche Infos unter: www.kolbe-illenberger.com